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Wände müssen atmen

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Ein Irrtum gilt bis heute.
Jürgen Leppig
Geschäftsführer

Wände müssen atmen

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Pettenkofers Irrtum

 

Die Vorstellung eine Wand müsse atmen können um ein behagliches Raumklima zu schaffen und Schimmel an Wandstellen zu vermeiden, geht auf einen Versuch Max von Pettenkofers[1] im 19. Jahrhundert zurück.

Max von Pettenkofer stellte bei frühen Luftwechsel-Messungen in einem Raum fest, dass sich nach dem vermeintlichen Abdichten sämtlicher Fugen die Luftwechselrate weniger als erwartet verminderte und erklärte dies durch einen erheblichen Luftaustausch durch die Ziegelwände hindurch.

Dabei hatte er jedoch vergessen, den Kamin eines im Raum befindlichen Ofens abzudichten und zog deshalb die falsche Schlussfolgerung.

Der Irrtum, dass der Luftaustausch durch die Zimmerwände hindurch ein wesentlicher Beitrag zur Reinigung der Raumluft sei und Schimmel verhindere ist noch heute weit verbreitet.
Und das, obwohl diese These bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts von Korff-Petersen[2] und Raisch[3]  widerlegt wurde.

DIN 4108

Feuchtigkeitshaushalt in Außenwänden

Wichtig ist daher ein regelmäßiger Luftaustausch.

Hausbesitzer können zwischen mehreren Lüftungsvarianten wählen, etwa regelmäßigem Querlüften. Besonders komfortabel sind automatische Lüftungsanlagen. Richtig energiesparend sind Lüftungsanlagen mit einer guten Wärmerückgewinnung.

Natürlich muss eine Wand einen ausreichenden Wärmeschutz aufweisen, da sonst die innere Oberflächentemperatur zu niedrig ist und wir Kälte durch den Strahlungsaustausch empfinden und Schimmelpilzwachstum riskieren.

Außerdem muss die Wand den richtigen bauphysikalischen Aufbau haben, damit im Wandaufbau kein Tauwasser anfällt.

Wieviel Feuchtigkeit ist eigentlich im Raum?

Quellen:
[1] Dr. Max von Pettenkofer: Über den Luftwechsel in Wohngebäuden, München, Literarisch-Artistische Anstalt der J.G. Cotta’schen Buchhandlung, 1858 
[2] Korff-Petersen, A: „Das Atmen der Wände“. Bauwelt 1922 Heft 4 (Hygienisches Institut der Universität Berlin) 
[3] Raisch, Erwin: „Die Luftdurchlässigkeit von Baustoffen und Baukonstruktionsteilen“. Gesundheitsingenieur 1928 Heft 30 (Forschungsheim für Wärmeschutz München)